Tonschiefer: Entstehung

Tonschiefer liegen im Grenzbereich zwischen Ablagerungs – und Umwandlungsgesteinen. Sie bilden eine eigene Gesteinsfamilie. Ihr Mineralbestand ist sehr feinkörnig. Die Tonschiefer entstanden aus ehemaligen Schiefertonen.

Tonschiefer im Untertageabbau
Tonschiefer im Untertagebau

Kommen Schiefertone mit Wasser in Kontakt, so sind sie quellfähig. Derartige Gesteine kann man in der Regel nicht für Bauzwecke einsetzen. Bei der Entstehung der Tonschiefer wurde der Mineralbestand umgewandelt, so dass die Tonschiefer bei Kontakt mit Wasser diese Eigenschaft nicht mehr aufweisen. Häufig werden Tonschiefer umgangssprachlich nur als Schiefer bezeichnet. Unter der Bezeichnung Schiefer bzw. Schieferung versteht man allerdings lediglich das optische Erscheinungsbild dieser Gesteine (Gefügebild). Auch andere Gesteinsfamilien, wie beispielsweise Gneise, können eine deutliche Schieferung zeigen. Man kann die meist nahezu parallel verlaufenden Lagen der Schieferung gut erkennen, wenn man einen Tonschiefer durchbricht oder an den Sägekanten betrachtet.


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Tonschiefer werden in der Petrographie meist den metamorphen Gesteinen zugeordnet. In der untenstehenden Übersichtstabelle sind sie, in Abgrenzung zu den stärker metamorph überprägten Glimmerschiefern, en Sedimentgesteinen zugeordnet. Sie sind im Grenzbereich zwischen den Sedimentgesteinen und den Metamophiten angesiedelt.

Tonschiefer
Gliederung der Gesteine in Anlehnung an Weber / Hill „Naturstein für Anwender“

Bautechnische Relevanz:
Auf dem internationalen Natursteinmarkt werden viele Tonschiefer angeboten. Auch hier wird häufig lediglich der umgangssprachliche Begriff Schiefer angewandt. Hierunter zählen gelegentlich auch diverse Glimmerschiefer und Phylitte. Ein Nachteil entsteht dadurch nicht, da diese stärker metamoph überprägten Gesteine in der Regel höhere Abriebfestigkeitswerte aufweisen. Eine einheitliche Regelung zur Benennung gibt es weltweit nicht. In Italien werden Tonschiefer zusammen mit anderen Spaltgesteinen häufig unter dem Oberbegriff „pietre“ zusammengefasst. Ebenso verhält es sich in China. Hier wird gemäß GB/T 17670 (Vereinheitlichter Katalog für Naturstein) der VR China einer 4-stelligen Ziffernfolge ein „S“ voran gestellt. Unter diesem „S“ (slate) sind ebenfalls diverse stärker metamorph überprägte Gesteine zu finden. Im Geltungsbereich der Europäischen Normen sind in EN 12440 exakte Definitionen festgelegt. Hier wird der englische Begriff „slate“ angegeben, den man im Deutschen als Tonschiefer angeben würde.

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
Inhaber-Informationsdienst-Naturstein
E-Mail: info@steininfo.de
Webseite: www.steinkultur.eu



Was tun, wenn…oberflächliche Rostflecken auf einem Bodenbelag aus Naturstein vorhanden sind?

Naturstein wird häufig für Außenbereiche verwendet. Es kann jedoch vorkommen, dass sich darauf Rostflecken bilden.
Was tun, wenn sich auf dem Natursteinboden oberflächliche Rostflecken gebildet haben? Gieβkannen und Blumentöpfe, Treppengeländer, Gartenmöbel aus Eisen sind beliebt und typische Beispiele dafür, wie oberflächliche Rostflecken auf einen Natursteinbelag gelangen können. Diese beeinträchtigen das optische Erscheinungsbild eines edlen Marmor oder Granit stark. Hier ein paar Tipps, wie Rostflecken von Stein entfernt werden können, ohne diesen zu beeinträchtigen.

Rostflecke auf Natursteinbelag

Selbstgemachte Hausmittel erweisen sich bei der Entfernung oft als unwirksam oder sind zu aggressiv. Zur gründlichen und sicheren Entfernung der Rostflecken von Natursteinoberflächen aller Art empfiehlt sich ein Produkt, das sich durch die nicht säurehaltige Formel besonders für empfindliche Oberflächen wie polierten Marmor eignet. Es ist daher wichtig, dass Produkte vermieden werden, die nicht nur für das Material gefährlich werden könnten, sondern auch für den Anwender.

Vorteilhaft ist auch eine dickflüssige Beschaffenheit, damit das Produkt direkt auf den zu entfernenden Fleck einwirken kann. Dadurch wird Verschwendung vermieden und das Risiko eines Kontakts reduziert, zum Beispiel im Auβenbereich mit Gräsern und Pflanzen im Nahbereich.


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Rost ist eine chemische Verbindung mit einer typischen rötlich-braunen Farbe, die hauptsächlich aus Carbonaten und Eisenoxiden besteht und durch die Oxidation von eisenhaltigen Mineralen in Gegenwart von Luft und Feuchtigkeit entsteht . Es kommt häufig vor, dass Gegenstände oder Elemente aus Eisen in bestimmten Situationen (zum Beispiel im Auβenbereich) Rost auf der Oberfläche entwickeln, der bei porösen Materialien wie Naturstein zu Fleckbildung führen kann.
Für die Entfernung eines Rostflecks von einer Oberfläche ist es notwendig, ein komplexierendes Produkt einzusetzen, das sich spezifisch an Eisenoxide binden kann. Dadurch wird es möglich, den Rost vom Substrat zu entfernen.
Viele marktübliche Rostentferner sind sauer eingestellt und basieren in ihrer Formulierung auf mehr oder weniger starken Säuren wie Fluorwasserstoff-, Phosphor- oder Zitronensäure. Produkte auf Fluorwasserstoffbasis sind hochgradig korrosiv und werden mit Einschränkungen zur Entfernung von Eisenflecken im Textilbereich eingesetzt. Der Einsatz bei Materialien wie Stein, Keramik oder Metall ist hingegen sorgfältig zu vermeiden, da dadurch irreparable Schäden hervorgerufen werden können. Produkte auf der Grundlage von Säuren mit einem einfacheren Handling, wie Phosphor- oder Zitronensäure, können auch auf einigen Belägen wie beispielsweise Keramik zur Anwendung kommen. Kalkhaltige Materialien wie Marmor, Travertin und viele andere Natursteine sind davon natürlich auszuschlieβen, da die Reaktion mit den Säuren hier möglicherweise sichtbare Schäden wie matte oder hellere Stellen hervorrufen können.

Die spezifische komplexierende Wirkung von Antirostprodukten ermöglicht die Entfernung von Eisenoxid von dem beteiligten Substrat.

Die extrem unterschiedlichen Typologien von Naturstein erfordern daher den Einsatz spezifischer, nicht saurer Produkte, deren Funktionsweise auf reduzierenden Verbindungen mit komplexierender Wirkung beruhen. Diese müssen dazu in der Lage sein, sich spezifisch an die Eisenoxide zu binden und deren Entfernung zu ermöglichen, ohne eine sekundäre Reaktion mit dem Substrat hervorzurufen.
Es ist daher von grundlegender Bedeutung, unangemessene Eingriffe mit sauren Produkten auf potentiell empfindlichen Oberflächen zu vermeiden. Empfehlenswert ist hingegen, spezifische Produkte mit einem neutralen pH-Wert zu wählen, wodurch das Material geschont wird. Gleichzeitig ist eine schnelle Wirksamkeit wichtig, damit keine Absorptionsphänomene in den poröseren Substraten verursacht werden.

Auβer Rostflecken, die durch Kontakt verursacht werden, können sich auf Naturstein auch Phänomene von Rostausblühungen zeigen. Diese Problematik kann durch Verlegemethoden verursacht werden, bei denen Schadstoffe aus dem Untergrund (z.B. aus dem Estrich) durch aufsteigende Feuchtigkeit an die Materialoberfläche transportiert werden. Der beste Weg, dieses Phänomen zu verhindern, ist der Einsatz spezieller Schutzmittel, die vor dem Verlegen auf der Rückseite des Materials aufgetragen werden (z.B. FILA PW10). Anschlieβend sollte ein wasser- und ölabweisender Fleckschutz auf der Sichtfäche aufgebracht werden (z.B. FILA MP90 ECO PLUS). Auf diese Weise wird das Material durch die Imprägnierungen vor möglichen Verunreinigungen und Flecken geschützt und gleichzeitig bleibt die natürliche Atmungsaktivität erhalten.

Dott. Giovanni Luca, Biotechnologie
Technischer Forscher in der F&E Abteilung von FILA
Email: info@filasolutions.com
Website: www.filasolutions.com



Marmor: Erkennungsmerkmale

Marmor kann in der Natur in den unterschiedlichsten Farben vorkommen. In seiner Reinform ist Marmor schneeweiß. Diese weißen Marmorsorten sind jedoch sehr selten. Zu ihnen zählen beispielsweise Thassos, Bianco Sivec oder Lasa. Auch innerhalb der Brüche dieser weißen Marmorsorten kommt es zu farblichen Abweichungen. Wegen der aufwendigen Sortierung und geringen Ausbeute hat der rein weiße Marmor einen entsprechend hohen Preis. Er ist jedoch von zeitloser Eleganz.

Marmor Arabescato Cervaiole

Meist wird bei Marmor das Dekor durch Aderungen in unterschiedlichen Abständen und Breiten bestimmt. Dabei ist jede Platte ein Unikat. Typisch für Marmor ist eine große optische Tiefenwirkung. Diese kommt am besten bei polierten Oberflächen zur Geltung. Da Marmor durchscheinend ist, entsteht bei Hinterleuchtung eine sehr dekorative Wirkung. Schwarze Marmorsorten, wie häufig in Prospekten aufgeführt, gibt es nicht.


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Marmor besteht überwiegend aus dem Mineral Calcit. Da es durch durch die Metamorphose von Kalkstein zu Marmor zu einer Rekristallisation der Calcitminerale kam, weisen diese eine hohe transluzent auf. Die Sekundärfarben der Aderung sind häufig durch die Minerale Graphit (grau bis schwarz), Hämatit (rot), Limonit (gelb) verursacht. Diese können auch bei disperser Verteilung zu einer entsprechenden Modifizierung des Grundfarbtons beitragen. Rein weiße Sorten sind sehr selten. Auch innerhalb dieser Sorten kann es durch akzessorische Beimengungen zu optischen Abweichungen vom rein weißen Farbton kommen. Großformatige Werkstücke in einer reinweißen Selektion sind sehr schwer herstellbar.

Marmor Rosa Portogallo

Dekorative, stark geaderte Marmorsorten können im „Open book“ verlegt werden. Bei dieser spiegelbildlichen Verlegeart müssen die, im Rohblock aufeinanderfolgenden Unmaßtafeln jeweiligen abwechselnd von der Vorder- und der Rückseite poliert werden. Da die Metamorphose von Kalkstein zu Marmor unter hohen Temperaturen und Drücken verlief, enthält Marmor keine Fossilien, selbst wenn im Ursprungsgestein Fossilien enthalten waren.

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
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Konglomerat: Erkennungsmerkmale

Typisch für Konglomerate sind gerundete Gesteinsbestandteile unterschiedlicher Größen und Farben, die in eine graue oder farbige Grundmasse einzementiert sind. Sie ähneln in ihrem Aussehen einem rohen Beton, sind aber auf natürliche Weise entstanden. Die enthaltenen Gesteinsbruchstücke aus Gebirgsmassiven wurden während des Transports über Gebirgsbäche und Flüsse stark angerundet, was auch heute noch gut erkennbar ist.

Brannenburger Nagelfluh

Die teilweise recht unterschiedliche Farbe der enthaltenen Gesteinsbruchstücke erklärt sich aus ihrer unterschiedlichen Herkunft. Die Oberfläche ist meist nicht einheitlich geschlossen, sondern enthält Hohlräume unterschiedlicher Größen. Dies ist kein Mangel, sondern entstehungsbedingt für diese Gesteinsfamilie typisch. Auf der kleinen Fläche eines Handmusters wirken Konglomerate meist recht bunt. Betrachtet man ein Konglomerat jedoch auf einer großen Fläche, so wirkt es in der Regel sehr einheitlich.


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Die in Deutschland verbauten Konglomerate stammten meist aus den Alpen. Im Bereich nördlich der Alpen sind Brannenburger Nagelfluh, Ternitzer- oder Lindabrunner Konglomerat typische Vertreter dieser Gesteinsfamilie. Südlich der Alpen, im italienisch sprachigen Bereich, werden derartige Gesteine als „ceppo“ bezeichnet. Die rundliche Form enthaltenen Klasten ist auf den fluvitalien Transport der erodierten Ursprungsgesteine zurückzuführen. Durch geringe Beimengungen von Hämatit oder Limonit kann es zu einer entsprechenden gelblichen bis rötlichbraunen Einfärbung der Matrix kommen. Durch den geringen auflastenden Druck während der diagenetischen Verfestigung weisen die alpinen Konglomeraten viele Hohlräume innerhalb des Gefüges auf.

Marinace Black / Metakonglomerat

In den letzten Jahren sind neben den bekannten Konglomeraten der Alpen auch dekorative Konglomerate aus Übersee, vor allem Brasilien, auf den deutschen Markt gelangt. Diese zeigen häufig eine leichte metamorphe Überprägung, was an der Verformung der ursprünglich rundlichen Klasten erkennbar ist. Die Metamorphose bewirkte auch ein kompakteres Gefüge mit weniger Hohlräumen. Die Matrix dieser Dekorgesteine zeigt eine größere farbliche Bandbreite, die von grünlichen über rötliche bis hin zu nahezu schwarzen Farbtönen reicht.

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
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Wasser allein reicht nicht

Wieso reicht Wasser alleine nicht aus, um Steinböden effektiv zu reinigen?

Reinigung Naturstein - feuchtes Aufwischen eines Belags

Wasser besitzt eine sehr hohe Oberflächenspannung. Den kleinen Wasserläufern gefällt das: Sie können dadurch bequem über’s Wasser spazieren. Selbst Büroklammern schwimmen auf der Wasseroberfläche – bis ein kleiner Tropfen Spülmittel dem ein Ende setzt.

Der Zusatz von Tensiden setzt die Oberflächenspannung stark herab, wodurch das Wasser die Steinoberfläche besser benetzen und den Schmutz unterwandern kann.


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Früher waren Seifen die einzigen bekannten Tenside. Ihre Leistung ist jedoch begrenzt und sie neigen dazu, Rückstände zu hinterlassen. Moderne Tenside sind maßgeschneidert und es gibt sie in den verschiedensten Varianten. Ihnen gemeinsam ist ein unpolarer (fettliebender) Teil und ein polarer (wasserliebender) Teil. Je nachdem, wie der wasserliebende Kopf geladen ist, unterscheidet man anionische (negativ geladen), kationische (positiv geladen), nichtionische (ohne Ladung) und amphotere Tenside (sowohl als auch).

Wirkungsweise von Tensiden

Sie unterwandern den Schmutz, kapseln ihn ein und halten ihn im Wischwasser in der Schwebe. Dadurch kann er leicht weggespült werden und es lassen sich rückstandsfreie Reiniger konzipieren.

Reiniger können an verschiedenste Arten von Verschmutzung angepasst sein – z.B. an Zementschleier, Fettschmutz usw. Der falsche Reiniger hilft meist nicht weiter und einen „Universalreiniger“ gibt es nicht.

Dipl.-Chem. Ralf-Peter Winkler
Geschäftsführer ALPINCHEMIE GmbH
Email: info@alpin-chemie.de
Website: www.alpin-chemie.de



Konglomerate: Entstehung

Konglomerate zählen zu den Sedimentgesteinen. Sie bildeten sich durch Ablagerungen von Gesteinsbruchstücken und Geröllen, die von Bächen und Flüssen über eine längere Strecke transportiert wurden. Dabei kam es zu einer Abrundung der Kanten dieser Bruchstücke. Auf den ersten Blick könnte man einige Sorten sogar für einen künstlich hergestellten Beton halten. Es sind jedoch echte Natursteine, sich im Laufe der Zeit zu einem kompakten Gestein verfestigten (Diagenese).

Auf der Abbildung ist der Übergang von den lockeren Gesteinsbruchstücken zu den zementierten, verfestigten Gesteinspartien gut erkennbar. Da die Entstehung dieser Gesteine unter geringem Druck erfolgte, sind offene Gesteinsporen für diese Gesteine typisch. Die einzelne Gesteinsbruchstücke sind mit bloßem Auge gut erkennbar.


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Konglomerate – Petrographische Zuordnung

Konglomerate zählen zur Gesteinsgruppe der Sedimentgesteine. Sie sind aus Gesteinsbruchstücken zusammengesetzt, deren angerundete Kanten auf fluviatilem Transport beruhen. Die Verfestigung erfolgte bei den alpinen Typen meist durch calcitisches Bindemittel.

Bautechnische Relevanz:

Im internationalen Natursteinhandel sind in den letzten Jahren einige dekorative Konglomerte aufgetaucht. Diese enthalten zum Teil auch quarzitische Bestandteile. Viele dieser Konglomerate stammen aus Brasilien. Im Geltungsbereich der Europäischen Normen sind in EN 12440 exakte Definitionen festgelegt. Die Prüfung erfolgt gemäß EN 12407. Hier wird der Begriff „conglomerate (engl.) = Konglomerat für diese petrographische Familie angegeben. Im Raum nördlich der Alpen ist noch die Bezeichnungen Nagelfluh für diese Gesteinsfamilie gebräuchlich. Südlich der Alpen, im italienischen Sprachraum, lautet die Bezeichnung für diese Gesteinsfamilie „Ceppo“

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
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Kalksteine: Entstehung

Kalksteine zählen zu den Sedimentgesteinen. Sie bildeten sich durch Ablagerungen (meist Skelette oder Gehäuse von Meerestieren), die sich im Laufe der Zeit zu einem kompakten Gestein verfestigten (Diagenese). Da die Bildung in einem relativ niedrigen Temperaturbereich erfolgte, findet man in Kalksteinen häufig noch Fossilien . Zu den bekanntesten Funden zählt sicherlich der Archaeopteryx aus den Steinbrüchen bei Solnhofen.

Bruch Solnhofener Natursteinplatten
Bruch Solnhofener

Kalksteine sind häufig in erkennbaren Schichten aufgebaut. Sie bestehen überwiegend aus dem Mineral Calcit. Man findet Kalksteine in den unterschiedlichsten Farben. Meist handelt es sich dabei um erdwarme Farbtöne (beige bis braun).


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Kalkstein – Petrographische Zuordnung

Kalksteine zählen zur Gesteinsgruppe der Sedimentgesteine. Sie sind meist biogenen Urspungs können jedoch auch durch Ausfällung entstehen.

Bautechnische Relevanz:

Im internationalen Natursteinhandel werden viele Kalksteine als Marmor angeboten. Eine weltweit, einheitliche Regelung zur Bezeichnung gibt es nicht. In den Preislisten italienischer Anbieter findet man Kalksteine häufig unter der Sammelbezeichnung “marmi”. In China wird der jeweiligen Ziffernfolge gemäß GB/T 17670 ein “M” voran gestellt. Auch hier wird nicht zwischen Marmor und Kalkstein unterschieden. Im Geltungsbereich der Europäischen Normen sind in EN 12440 exakte Definitionen festgelegt. Nach diesen dürfen Kalksteine nicht als Marmor bezeichnet werden, da es sich bei Kalksteinen um Sedimentgesteine handelt und keine metamorphe Überprägung vorliegt.

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
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Antragung

Als eine Antragung bezeichnet man die Ergänzung einer Fehlstelle mit einem Steinergänzungsmörtel (SEM) im Arbeitsbereich der Naturwerksteinrestaurierung. Die Bezeichnungen Restauriermörtel und Steinersatzmasse sind ebenfalls geläufig. Der spezielle Mörtel wird aus Gesteinsmehl, Sanden und meist mineralischem Bindemittel hergestellt. Der Mörtel kann mit Pigmenten eingefärbt werden, um Ergänzungen besser an die Farbigkeit des zu ergänzenden Natursteins anzupassen.

Antragung
Sohlbank mit Vierung und retuschierter Antragung, Elbsandstein, Historisches Waldschlösschen, Dresden

Statisch relevante Bauteile sind mit Vierungen (Steinergänzungsstück) zu reparieren. Zumeist ist es nicht nötig und auch technisch kaum umsetzbar, alle Fehlstellen und Rückwitterungen zu ergänzen, vor allem wenn sie eher klein sind. Der Restauriermörtel wird für die Wiederherstellung der Linienführung an Profilen und Ornamenten verwendet, wenn diese optisch störend wirken. Wichtig ist der Aufbau bei gestörtem Wasserablauf am Bauteil zur Sicherung der Wasserführung, um Schäden durch eindringendes Wasser zu vermeiden.


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Verschiedene Hersteller bieten eine umfangreiche Palette fertig konfektionierter Steinergänzungsmörtel an. Die Steinersatzmasse wird jedoch auch als Baustellenmörtel von verschiedenen Steinmetzen und Restauratoren selbst rezeptiert. Der zu verwendende Mörtel ist in Farbigkeit, Körnung, Festigkeit und Wasseraufnahmefähigkeit auf den vorhandenen Naturstein abzustimmen.
Die geschädigten Bereiche werden bis auf den gesunden Kern abgearbeitet. Im Anschluss erfolgt ggf. das Aufbringen einer Haftbrücke und der Aufbau der Antragung. Diese kann vormodelliert werden und wird nach entsprechender Trocknungszeit steinmetzmäflig bearbeitet. Die Oberflächenbearbeitung sollte sich an den vorhandenen Oberflächen der Umgebung orientieren. Die Antragungen dürfen nicht fugenübergreifend hergestellt werden.
Gegebenenfalls ist bei frei tragenden Antragungen eine Armierung aus nichtrostendem Stahl (Schrauben, Stifte, Bügel, Draht) oder Kunststoff mit einer ausreichenden Überdeckung von mind. 2 cm Mörtel vorzusehen.
Mineralisch-gebundene SEM sind am gebräuchlichsten, kunstharz-gebundene oder kieselgel-gebundene Antragungen bieten besondere Vorteile. Das Grundgerüst bilden immer Gesteinskörnungen wie Gesteinsmehl und Sand sowie Pigmente zur farblichen Anpassung.
Mineralisch-gebundene SEM werden mit den Bindemitteln Kalk und Zement, die teilweise mit Bauharzen modifiziert werden, hergestellt. Der Mörtel wird auf der Baustelle mit Anmachwasser angemischt. Bei richtiger Rezeptur ist die Wasserdampfdurchlässigkeit ähnlich der des Natursteins. Antragungen mit mineralisch-gebundenen SEM benötigen jedoch eine Mindeststärke, daher ist an den Rändern eine Kante auszubilden und die Originalsubstanz steinmetzmäflig zurückzuarbeiten. Vorwiegend werden mineralisch-gebundene SEM bei der Restaurierung von Bauteilen und Skulpturen aus Weichgestein, wie Sandstein, Tuff, Trachyt und Kalkstein verwendet.
AntragungSohlbank mit Vierung und retuschierter Antragung, Elbsandstein, Historisches Waldschlösschen, Dresden

Kunstharz-gebundene SEM erreichen wesentlich höhere Haftzugwerte durch das Bindemittel Acrylharz oder Epoxidharz. Acrylharz kann bereits dem Werktrockenmörtel beigemischt sein, der auf der Baustelle nur mit Wasser angemacht wird. In flüssiger Form wird Acrylharz-Milch zum Anmachen des Mörtels verwendet. Epoxidharz wird zweikomponentig in Form von Kleber und Härter der Gesteinskörnung zugemischt. Durch die besseren Haftzugwerte kann kunstharz-gebundener Mörtel auf null auslaufend verarbeitet werden. So kann substanzschonend bei künstlerisch und kunsthistorisch wertvollen Werken Verlust von Originalsubstanz vermieden werden. Ein Nachteil ist die begrenzte Wasserdampfdurchlässigkeit und ab größeren Aufbaustärken ein wasserundurchlässiger Verschluss der Oberfläche. Epoxidharz-gebunde Systeme sind besonders für die Ergänzung von Fehlstellen bei Kalkstein, Marmor oder Granit geeignet.
Kieselgel-gebundene SEM werden unter Zugabe von Kieselsäureester angemischt. Beim Abbindeprozess entsteht ein Kieselgel gleich dem Bindemittel von silikatisch gebundenem Sandstein. Die Ähnlichkeit des Bindemittels und damit der spezifischen Eigenschaften sind besonders wünschenswert. Der Kieselgel-gebundene SEM ist wasserdampfdurchlässig und wird vorwiegend im Bereich der Restaurierung von Sandstein-Bauteilen und für Skulpturen verwendet.
Flächen mit SEM können nicht beliebig grofl hergestellt werden, entsprechend DIN 18332 sind Antragungen im Regelfall bis 100 cm≤, größere bis 200 cm≤, vereinzelt bis 500 m≤ bei besonderer Sorgfalt vertretbar. Bei zu groflen Ergänzungen besteht die Gefahr von Hohlstellen und Rissen. Die Herstellung ist im Vergleich zum Einbau von Vierungen jedoch substanzschonender und einfacher auf Form und Farbigkeit der umgebenen Steinsubstanz einzustellen.
Trotz des Einfärbens (Pigmentzugabe) können Antragungen durch ihre vom Ausgangsmaterial verschiedene Farbigkeit die Ansicht der restaurierten Fläche stören. Durch eine Retusche mit einer farblichen Lasur kann das Bild optisch angeglichen und beruhigt werden.

 

Dipl.-Ing. Markus Sandner
Architekt, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Restaurator
Email: m.sandner@sandner-architekten.de
Website: www.sandner-architekten.de



Granit: Erkennungsmerkmale

Granite haben immer ein gekörntes Gefüge, wie „Salz und Pfeffer“. Dabei kann die Größe der einzelnen „Körner“, je nach Granitsorte, recht unterschiedlich ausfallen. Die Bandbreite reicht von feinkörnigen bis riesenkörnigen Graniten. Innerhalb einer Handelsorte ist die Verteilung jedoch recht konstant, so dass sich ein einheitliches Aussehen der Flächen ergibt. Granite sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich. Häufig sind Granite hellgrau. Man findet sie jedoch auch in den Farben gelb, rosa, rot, braun, grün und blau. Schwarze Granite gibt es nicht.

Naurstein: Riesenkörniger Granit Kapustino
Granit Kapustino entnommenen aus Klaus Börner / Detlev Hill “Große Enzyklopädie der Steine”

Man kann die Minerale mit bloßem Auge leicht voneinander unterscheiden. Die Feldspäte sind für die Farben der Granite verantwortlich. Beim Quarz handelt es sich um die milchig trüben Bestandteile, die meist als Zwickelfüllungen vorkommen. Bei den Glimmern unterscheidet man in Hell- und Dunkelglimmer. Dunkelglimmer sind meist nahezu schwarz, Hellglimmer bewirken einen silbrigen Glanz der Granite.


Detail - Informationen

Granite zeigen ein sehr gleichmäßiges Gefügebild. Mit Ausnahme von gelegentlichen Foliationen und Alterationen in kluftnahen Bereichen sind kaum optische Varianzen erkennbar. Gelegentliche treten Mineralanhäufungen, wie beispielsweise Biotitanhäufungen, auf. Granite bestehen sowohl aus opaken (Hell- und Dunkelglimmer), als auch aus transluzenten Mineralen (Feldspäte und Quarz). Im Wesentlichen sind die Alkalifeldspäte für die Farbe der jeweiligen Handelssorten verantwortlich. Bezüglich der Korngrößen unterscheidet man in der Regel zwischen feinkörnigen, fein- bis mittelkörnigen, mittelkörnigen, mittel- bis grobkörnigen, grobkörnigen und riesenkörnigen Graniten. Die jeweiligen Grenzen zwischen den einzelnen Korngrößen unterschieden sich bei verschiedenen Autoren. Die Angabe der Korngröße bezieht sich auf die durchschnittliche Größe der enthaltenen Feldspäte. Quarz und Glimmer werden zur Bestimmung der Korngrößen nicht heran gezogen.

Granitrohblöcke mit Bohrloch-Reihen

Bautechnische Relevanz:
Wegen des relativ gleichmäßigen Aussehens lassen sich mit Graniten große, homogene Flächen ausführen. Durch Alterationen des Mineralbestandes, beispielsweise durch Nachlimonitisierung der Dunkelglimmer, kann es, vor allem im Außenbereich, zu partiellen Veränderungen kommen. Auf dem internationalen Natursteinmarkt werden unterschiedliche Gesteinsfamilien unter der Bezeichnung Granit angeboten. Diese weisen zum Teil sehr wechselhafte Gefügebilder auf. Hierbei handelt es sich um Gesteine, die gemäß EN 12440 keine Granite im wissenschaftlichen Sinn darstellen.

Dipl-Ing.(FH) Detlev Hill
Inhaber-Informationsdienst-Naturstein
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Die Vierung

Als eine Vierung (abgeleitet von Quadrat) bezeichnet man ein Steinergänzungsstück an architektonischen Bauteilen oder Skulpturen. Bei der Restaurierung wird eine Fehlstelle mit einem Vierungsstück geschlossen. Dadurch wird beispielsweise die der ursprüngliche Abwicklung eines Profils wiederhergestellt. Der Einbau von Vierungen kann auch dem Erhalt der statischen Standsicherheit eines Bauteils dienen. Gelegentlich werden auch neue Bauteile mit Vierungen versehen. Derartige Vierungen kommen meist dann zum Einsatz, wenn Massivwerkstücke natürliche Fehlstellen aufweisen, beispielsweise große Tongallen in Sandsteinen.

Vierung schwalbenschwanzförmig
Schwalbenschwanzförmige Vierung an einer Stufenvorderkante in Venedig, Kalkstein Rosso Verona

Bei Werkstücken, die hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, können Vierungen auch schwalbenschanzförmig ausgebildet sein. Dies dient der besseren Verzahnung, beispielsweise an Stufenvorderkanten. Die Anfertigung von Vierungen ist eine handwerkliche Tätigkeit. Sie wird sowohl vom Steinmetz als auch vom Steinbildhauer ausgeführt.


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Ergänzungsmaßnahmen – Reparatur von Teilpartien durch Vierungen

Die Fehlstelle an einem Bauteil wird händisch mit entsprechenden Steinmetzwerkzeugen rechtwinkelig zu einer Vierungsstelle ausgearbeitet. Die morbide Substanz wird entfernt, zu beachten ist, dass der Substanzverlust so gering wie möglich ausfällt. Anschließend wird ein entsprechend millimetergenaues formschlüssiges Vierungsstück aus Naturstein angefertigt und mit Versetzmörtel oder Kleber eingesetzt. Ob die Vierung winklig ausgebildet wird oder dem Verlauf der Schadstelle folgt ist objekt- und situationsbezogen zu entscheiden.
Zum Einbau der Vierung werden heute meist hydraulische und kunststoffvergütete Mörtel oder Reaktionsharze benutzt. Silikatkleber sind bei Sandsteinen eine Alternative. Früher verwendete man Schellack, Kollophonium und Schwefelkitt. Beim Einbau sind Hohlräume zu vermeiden. Das Bindemittel kann aufgetragen oder eingegossen werden.
Wenn möglich ist die Vierung schwalben-schwanzförmig auszuführen, um ein Herausfallen zu verhindern, eine solche Vierung hält im Prinzip auch ohne Mörtel. Bei Bedarf erfolgt eine Verankerung mit V4A-Edelstahl.
Gegebenfalls erforderliche Nacharbeiten müssen sich auf die Oberfläche der Vierung beschränken, angrenzende Substanz darf nicht beschädigt werden. Eine Vierung soll keinesfalls vorhandene Fugen überbrücken.

Vierungen im historischen Waldschlößchen in Dresden
Gewände und Balkonbrüstung mit glatten und profilierten Vierungen, Elbsandstein, Cottaer und Postaer Varietäten, Historisches Waldschlösschen, Dresden

Die Vierung muss in ihren chemisch und physikalisch-technischen Eigenschaften (Dichte, Porosität, Druckfestigkeit) und dem optischen Erscheinungsbild (Farbe, Körnung, Textur) mit dem zu ergänzenden Werkstein weitestgehend übereinstimmen. Besonders bei Sedimentgesteinen ist die vorgegebene Lagerung des Gesteins zu beachten.
In Abhängigkeit vom denkmalpflegerischen Konzept können die mit Vierungen restaurierten Bereiche an die Farbigkeit der historischen Substanz angeglichen werden. Es besteht die Gefahr, dass die aus neuem Material eingebauten Vierungen sich negativ auf das Gesamtbild auswirken. Es bietet sich die Möglichkeit die Oberflächen mit Silikatfarbe zu lasieren oder mit Silikatkreide trocken nachzutönen, welche mit einem Festiger fixiert wird. Wird die Entscheidung gefällt die Reparatur sicht- und nachverfolgbar zu belassen, so erfolgt die Anpassung der farblichen Erscheinung der Oberfläche nur langsam durch die natürliche Verwitterung.
Da aufgrund der erforderlichen Rechtwinkeligkeit bei der Ausarbeitung der Vierungsstelle immer ein Eingriff in die vorhandene Bausubstanz erfolgt sind bei bedeutsamen kunsthistorischen Werken die notwendigen Ergänzungsmaßnahmen mit Vierungen sorgfältig abzuwägen. In diesen Fall sowie bei kleinen Fehlstellen ist durch mineralisch-, bauharz- oder kieselgelgebundene Restauriermörtel zu ergänzen.

Dipl.-Ing. Markus Sandner
Architekt, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Restaurator
Email: m.sandner@sandner-architekten.de
Website: www.sandner-architekten.de



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