Als eine Antragung bezeichnet man die Ergänzung einer Fehlstelle mit einem Steinergänzungsmörtel (SEM) im Arbeitsbereich der Naturwerksteinrestaurierung. Die Bezeichnungen Restauriermörtel und Steinersatzmasse sind ebenfalls geläufig. Der spezielle Mörtel wird aus Gesteinsmehl, Sanden und meist mineralischem Bindemittel hergestellt. Der Mörtel kann mit Pigmenten eingefärbt werden, um Ergänzungen besser an die Farbigkeit des zu ergänzenden Natursteins anzupassen.
Statisch relevante Bauteile sind mit Vierungen (Steinergänzungsstück) zu reparieren. Zumeist ist es nicht nötig und auch technisch kaum umsetzbar, alle Fehlstellen und Rückwitterungen zu ergänzen, vor allem wenn sie eher klein sind. Der Restauriermörtel wird für die Wiederherstellung der Linienführung an Profilen und Ornamenten verwendet, wenn diese optisch störend wirken. Wichtig ist der Aufbau bei gestörtem Wasserablauf am Bauteil zur Sicherung der Wasserführung, um Schäden durch eindringendes Wasser zu vermeiden.
Detail - Informationen
Verschiedene Hersteller bieten eine umfangreiche Palette fertig konfektionierter Steinergänzungsmörtel an. Die Steinersatzmasse wird jedoch auch als Baustellenmörtel von verschiedenen Steinmetzen und Restauratoren selbst rezeptiert. Der zu verwendende Mörtel ist in Farbigkeit, Körnung, Festigkeit und Wasseraufnahmefähigkeit auf den vorhandenen Naturstein abzustimmen.
Die geschädigten Bereiche werden bis auf den gesunden Kern abgearbeitet. Im Anschluss erfolgt ggf. das Aufbringen einer Haftbrücke und der Aufbau der Antragung. Diese kann vormodelliert werden und wird nach entsprechender Trocknungszeit steinmetzmäflig bearbeitet. Die Oberflächenbearbeitung sollte sich an den vorhandenen Oberflächen der Umgebung orientieren. Die Antragungen dürfen nicht fugenübergreifend hergestellt werden.
Gegebenenfalls ist bei frei tragenden Antragungen eine Armierung aus nichtrostendem Stahl (Schrauben, Stifte, Bügel, Draht) oder Kunststoff mit einer ausreichenden Überdeckung von mind. 2 cm Mörtel vorzusehen.
Mineralisch-gebundene SEM sind am gebräuchlichsten, kunstharz-gebundene oder kieselgel-gebundene Antragungen bieten besondere Vorteile. Das Grundgerüst bilden immer Gesteinskörnungen wie Gesteinsmehl und Sand sowie Pigmente zur farblichen Anpassung.
Mineralisch-gebundene SEM werden mit den Bindemitteln Kalk und Zement, die teilweise mit Bauharzen modifiziert werden, hergestellt. Der Mörtel wird auf der Baustelle mit Anmachwasser angemischt. Bei richtiger Rezeptur ist die Wasserdampfdurchlässigkeit ähnlich der des Natursteins. Antragungen mit mineralisch-gebundenen SEM benötigen jedoch eine Mindeststärke, daher ist an den Rändern eine Kante auszubilden und die Originalsubstanz steinmetzmäflig zurückzuarbeiten. Vorwiegend werden mineralisch-gebundene SEM bei der Restaurierung von Bauteilen und Skulpturen aus Weichgestein, wie Sandstein, Tuff, Trachyt und Kalkstein verwendet.
Sohlbank mit Vierung und retuschierter Antragung, Elbsandstein, Historisches Waldschlösschen, Dresden
Kunstharz-gebundene SEM erreichen wesentlich höhere Haftzugwerte durch das Bindemittel Acrylharz oder Epoxidharz. Acrylharz kann bereits dem Werktrockenmörtel beigemischt sein, der auf der Baustelle nur mit Wasser angemacht wird. In flüssiger Form wird Acrylharz-Milch zum Anmachen des Mörtels verwendet. Epoxidharz wird zweikomponentig in Form von Kleber und Härter der Gesteinskörnung zugemischt. Durch die besseren Haftzugwerte kann kunstharz-gebundener Mörtel auf null auslaufend verarbeitet werden. So kann substanzschonend bei künstlerisch und kunsthistorisch wertvollen Werken Verlust von Originalsubstanz vermieden werden. Ein Nachteil ist die begrenzte Wasserdampfdurchlässigkeit und ab größeren Aufbaustärken ein wasserundurchlässiger Verschluss der Oberfläche. Epoxidharz-gebunde Systeme sind besonders für die Ergänzung von Fehlstellen bei Kalkstein, Marmor oder Granit geeignet.
Kieselgel-gebundene SEM werden unter Zugabe von Kieselsäureester angemischt. Beim Abbindeprozess entsteht ein Kieselgel gleich dem Bindemittel von silikatisch gebundenem Sandstein. Die Ähnlichkeit des Bindemittels und damit der spezifischen Eigenschaften sind besonders wünschenswert. Der Kieselgel-gebundene SEM ist wasserdampfdurchlässig und wird vorwiegend im Bereich der Restaurierung von Sandstein-Bauteilen und für Skulpturen verwendet.
Flächen mit SEM können nicht beliebig grofl hergestellt werden, entsprechend DIN 18332 sind Antragungen im Regelfall bis 100 cm≤, größere bis 200 cm≤, vereinzelt bis 500 m≤ bei besonderer Sorgfalt vertretbar. Bei zu groflen Ergänzungen besteht die Gefahr von Hohlstellen und Rissen. Die Herstellung ist im Vergleich zum Einbau von Vierungen jedoch substanzschonender und einfacher auf Form und Farbigkeit der umgebenen Steinsubstanz einzustellen.
Trotz des Einfärbens (Pigmentzugabe) können Antragungen durch ihre vom Ausgangsmaterial verschiedene Farbigkeit die Ansicht der restaurierten Fläche stören. Durch eine Retusche mit einer farblichen Lasur kann das Bild optisch angeglichen und beruhigt werden.